Vorwort vom Kantonsingenieur Dominik Studer zum Thema "Mit BIM zu einer neuen Kultur in der Baubranche"
Bauen von Infrastruktur – von Strassen, Tunneln, Brücken oder Wohnraum – schafft einen sichtbaren Mehrwert für die Gesellschaft. Das ist eine spannende und befriedigende Aufgabe, dennoch kämpft die Baubranche mit einem durchzogenen Ruf: Qualitätsmängel und Fehlerkosten belasten die bereits tiefen Margen, kurzfristige Änderungen und hohe Nachforderungen erschweren die Zusammenarbeit aller Beteiligter und fehlende Innovationen führen zu unattraktiven Berufsbildern. Wie kann die Branche eine positive Resonanz auslösen und ein spannendes Umfeld für künftige Fachkräfte schaffen?
Die Wertschöpfung in der Baubranche konnte in den letzten Jahrzehnten nicht im selben Masse gesteigert werden wie in anderen Wirtschaftszweigen. Dies weist auf ein Innovationsproblem im Bausektor hin. Nun steht die Bauwirtschaft an der Schwelle der digitalen Revolution: Building Information Modeling (BIM) steht für den digitalen Wandel im Bauwesen. BIM schafft für die gesamte Liefer- und Produktionskette eine gemeinsame, klare Struktur – über den ganzen Lebenszyklus
eines Bauwerks.
So ermöglicht BIM eine engere Zusammenarbeit der am Bauprojekt Beteiligten zum gegenseitigen Nutzen. Jeder, vom Planer bis zum Hersteller, kann profitieren, wenn er mit BIM das Potenzial voll ausschöpft. Im Idealfall führt BIM zu höherer Transparenz, wenn die Kosten, Terminpläne und Materialmengen gemeinsam verwaltet werden. Mit dieser Transparenz möchten wir die Projektqualität und die Effizienz steigern und Fehler in der Ausführung reduzieren, um langfristig Ressourcen zu sparen. Insgesamt verändert die BIM-Methode den Erstellungsprozess und die Qualität des Bauwerks.
Veränderte Prozesse führen zu neuen, attraktiven Berufsbildern
BIM hat aber auch das Potenzial, die Zusammenarbeit und die Kultur in der Baubranche zu verändern. Denn die Ausführenden werden früher in das Projekt einbezogen. So fliesst das Produktionswissen bereits in die Planung ein und führt damit zu weniger Anpassungen während der Bauausführung und schlussendlich zu besseren Projekten. Ein ungestörter Bauprozess führt zu weniger Hektik auf der Baustelle sowie zu wesentlich weniger Nachforderungen – beides beeinflusst das Arbeitsklima positiv. Zudem entstehen durch das Arbeiten mit BIM neue Berufsbilder in der Planung wie auf der Baustelle. Arbeiten mit modernen Hilfsmitteln und digitalen Modellen begeistern die kommende Generation sicherlich mehr als die Aussicht auf Diskussionen über Qualitätsmängel und Nachforderungen.
Mein Fazit ist klar: Der digitale Wandel und BIM eröffnen die Chance, die Kultur und das Arbeitsklima in der Baubranche nachhaltig zu verändern, attraktive Berufsbilder für die Zukunft zu entwickeln und gemeinsam die besten Projekte zu realisieren. Damit schaffen wir die nötigen Voraussetzungen, Talente für unsere Branche zu gewinnen und damit die dringend benötigten Fachkräfte zu sichern. Die Abteilung Tiefbau des Departements Bau, Verkehr und Umwelt ist bereits auf dem Weg dahin: Erste Pilotprojekte mit BIM konnten erfolgreich abgeschlossen werden, weitere sind in Planung. Es ist ein Prozess: Wir und unsere Projektpartner lernen laufend dazu, adaptieren und verbessern. Wir sind überzeugt, dass wir unsere Bauprojekte künftig mit BIM abwickeln. Und ich bin sicher, dass es sich lohnt – für uns als Auftraggeber, für die Zusammenarbeit und für die künftigen Baufachleute.