Genf soll ein Ethikzentrum für die digitale Gesellschaft werden

Eine Initiative will an die humanitäre Tradition in Genf anknüpfen und dort eine Plattform für ethische Fragen rund um die Digitalisierung einrichten. Der Startschuss erfolgt am 2. September an einem Treffen, das Chefs von Grossunternehmen und von Schweizer Universitäten versammelt.

Rainer Stadler
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Vor siebzig Jahren ist in der Calvinstadt die Genfer Konvention unterzeichnet worden. (Bild: Salvatore di Nolfi / Keystone)

Vor siebzig Jahren ist in der Calvinstadt die Genfer Konvention unterzeichnet worden. (Bild: Salvatore di Nolfi / Keystone)

Führungsleute von namhaften Unternehmen haben sich für den «Swiss Global Digital Summit» am 2. September in Genf angemeldet – unter ihnen die CEO von Adecco, UBS, Migros, Roche, SwissRe, Zurich Insurance, Swisscom und SBB. Mit dabei sind auch die Präsidenten der Hochschulen ETH und EPFL sowie Vertreter aus den Chefetagen von Google, Huawei, IBM, Microsoft, Uber und Siemens. Bundespräsident Maurer ist für die Eröffnungsrede eingeplant. Ziel des Treffens ist es, den Grundstein zu legen für eine Organisation, die sich mit ethischen Fragen befasst, welche die Digitalisierung der Gesellschaft aufwirft.

Standards für Digitalisierung definieren

Ein Entwurf für ein Grundsatzpapier liegt gemäss gutunterrichteten Quellen vor. Demnach geht es darum, im optimistischen Geist des technischen Fortschritts ethische Standards zu formulieren, um die heiklen Aspekte der rasanten Entwicklung zu meistern. Stichworte dafür sind künstliche Intelligenz, die Automatisierung sowie die Ansammlung und Verwendung persönlicher Daten.

Dafür sollen Lösungen im marktwirtschaftlich-freiheitlichen Sinn gefunden werden, die eine internationale Strahlkraft entwickeln. Gemäss dem Entwurf für ein Grundsatzpapier will die «Swiss Digital Initiative» alle relevanten Interessengruppen ansprechen und dabei auf Transparenz, Flexibilität und Nachhaltigkeit achten. Ziel ist die Förderung einer florierenden digitalen Gesellschaft.

Anknüpfen an humanitäre Tradition

Der internationalen Ausrichtung entsprechend, wählten die Initianten Genf mit seiner humanitären Tradition als Standort. Das Treffen der Führungskräfte erfolgt einen Tag vor dem dritten Schweizer Digitaltag, der landesweit mit Veranstaltungen bei der Bevölkerung das Verständnis für die Digitalisierung aller Lebensbereiche fördern soll (Digital Switzerland). Die zeitliche Nähe ist nicht zufällig, da zahlreiche Unterstützer dieses volkspädagogischen Anlasses jetzt auch beim Vorstoss für ein Ethikzentrum für digitale Fragen mit dabei sind.

Damit ist die Hoffnung verbunden, der Schweiz einen wichtigen Platz im Wettbewerb um die Digitalisierung zu verschaffen. Vorgesehen ist, dass den Vorsitz für die neue Stiftung die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard übernimmt. Für den Beirat sind ferner Yves Flückiger (Präsident der Universität Genf), Joel Mesot (Präsident der ETH Zürich), Marc Walder (CEO von Ringier) und Ivo Furrer (Präsident von Digital Switzerland) vorgesehen.

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