Leben im Alter
Alterswohnungen: Es muss nicht immer die Gemeinde sein - zwei Beispiele aus dem Aargau

Oft entstehen Alterswohnungen aus privater Initiative. Zwei Beispiel aus dem Aargau zeigen die grosse Bandbreite der Konzepte.

Jörg Meier
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Zwei Beispiel aus dem Aargau zeigen die grosse Bandbreite der Konzepte. Links: Das Areal «ichi» in Niederlenz mit Gabi Lauper Richner (Präsidentin der Genossenschaft) und Vorstandsmitglied und Architekt Fredi Kölliker. Rechts: Vor der Casa Hubpünt in Seengen: Geschäftsleiterin Sabine Erni und die Leiterin Administration und Marketing Lorena Steiner.

Zwei Beispiel aus dem Aargau zeigen die grosse Bandbreite der Konzepte. Links: Das Areal «ichi» in Niederlenz mit Gabi Lauper Richner (Präsidentin der Genossenschaft) und Vorstandsmitglied und Architekt Fredi Kölliker. Rechts: Vor der Casa Hubpünt in Seengen: Geschäftsleiterin Sabine Erni und die Leiterin Administration und Marketing Lorena Steiner.

Sandra Ardizzone (Montage: mon)

Immer häufiger werden Alterswohnungen von privaten Investoren erstellt, oft in Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Standortgemeinden. So geschehen in Seengen mit der Casa Hubpünt. Manchmal ergreifen auch Privatpersonen die Initiative und gestalten ihr Wohnen im Alter selbst auf genossenschaftlicher Basis. So geplant in Niederlenz mit dem Projekt «Eichi».

Die Casa Hubpünt in Seengen: Wohnen mit Komfort

An bester Lage mitten in Seengen und in Spazierdistanz zum Hallwilersee steht die Casa Hubpünt. Ein dreigeschossiges, modernes Haus mit 40 komfortablen Alterswohnungen und 26 Pflegezimmern. Erstellt wurde die Casa Hubpünt von der Firma Sansato AG, die das Seniorenzentrum auch als eines von mehreren betreibt. Die Gemeinde Seengen bildet zusammen mit der örtlichen Firma Chestonag AG die Trägerschaft und hat den Boden im Baurecht abgetreten.

«Die Casa Hubpünt bietet Wohnkomfort für Seniorinnen und Senioren, die bis ins hohe Alter selbstbestimmt und selbstständig wohnen wollen», sagt Geschäftsleiterin Sabina Erni. Mehr noch: Wer einen Pensionsvertrag abschliesst, erhält ein lebenslanges Wohn- und Betreuungsrecht. «Niemand muss die Casa Hubpünt aus gesundheitlichen Gründen oder infolge steigender Pflegebedürftigkeit verlassen», versichert Erni.

Serie: Leben im Alter

In einer vierteiligen Serie beleuchtet die AZ unterschiedliche Aspekte im Alltag von Seniorinnen und Senioren. Der dritte Teil handelt vom Wohnen im Alter und zeigt, was die meisten älteren Menschen möchten und was das für die Gemeinden bedeutet.

Den Mietern steht neben der eigenen Wohnung mit Loggia ein privater Kellerraum zur Verfügung, dazu die allgemeinen Räume wie die Lounge oder das öffentliche Restaurant, die Gartenterrasse, die Parkanlage oder der Weinkeller. Zusätzliche Dienstleistungen können gebucht werden, sei es der Wäscheservice oder die Unterstützung bei administrativen Arbeiten. Und natürlich, je nach Bedarf, Pflegedienstleistungen.

Die Wohnungen sind schwellenlos, rollstuhlgängig und mit Notruf- und Brandmeldeanlage sowie Telefon-, Radio/TV- und Internetanschluss ausgerüstet; zum Standard gehört auch die Gegensprechanlage mit Videoübertragung und Türöffnung für den Haupteingang. Die Küche ist gerüstet für den täglichen Gebrauch mit Glaskeramik-Kochfeld, Umluft-Backofen, Geschirrspüler und Kühlschrank. So viel Komfort hat seinen Preis: Eine Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung kostet im Schnitt 2500 Franken im Monat. Im Pensionspreis inbegriffen sind die Nebenkosten für medizinischen 24-Stunden-Service, Heizung, Wasser und Strom, Abfallentsorgung und Hauswartung.

Da momentan kein Anspruch auf staatliche Ergänzungsleistungen für betreutes Wohnen besteht, ist die Casa Hubpünt jenen vorbehalten, die sich den Aufenthalt privat finanzieren können. Die ambulante und stationäre Pflege hingegen ist kantonal anerkannt und die Krankenversicherer übernehmen einen Teil der Kosten.

«Wir sind in Seengen angekommen. Die Bewohner nutzen das Haus und knüpfen intern und extern Kontakte», bilanziert Sabina Erni gut 15 Monate nach der Eröffnung. Das Restaurant sei auch für die Dorfbevölkerung zu einem Treffpunkt geworden; die verschiedenen Anlässe seien gut besucht. Die Casa Hubpünt erfreue sich grosser Nachfrage. Die Pflegeabteilung ist ausgebucht, die Wohnungen sind zu 80 Prozent vermietet. Erni ist zuversichtlich, dass sie schon bald «Full House» vermelden kann.

Genossenschaftlich organisiert: Das Projekt «Eichi» in Niederlenz

Das Grundstück an bester Lage in Niederlenz ist noch nicht überbaut. Aber es ist klar, was hier auf der «Eichi» im Baurecht entstehen soll: Wohnraum für Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Den Mieterinnen und Mietern soll hier ein Leben in einer Hausgemeinschaft auf der Basis von Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, Unabhängigkeit und guter Nachbarschaft ermöglicht werden. Und das alles zu vernünftigen Preisen.

Hinter dem Projekt steht die Genossenschaft w55 plus Region Lenzburg. Sie zählte bislang 22 Genossenschafterinnen und Genossenschafter und wird präsidiert von Gabi Lauper Richner, ehemalige Gemeinderätin in Niederlenz und SP-Grossrätin.

Eine Konzeptstudie hat gezeigt, dass auf dem gut 20 Aren grossen Areal eine Überbauung nach den Vorstellungen der Genossenschaft möglich ist: Neben den individuellen Zweieinhalb- und Dreieinhalb-Zimmer-Wohnungen soll die Siedlung das gemeinschaftliche aktive Zusammenleben fördern. Vorgesehen sind zehn bis fünfzehn Wohnungen in einem mittleren Ausbaustandard, hindernisfrei, in ökologischer Bauweise.

«Die Mieten in der Wohnsiedlung müssen bezahlbar sein», sagt Vorstandsmitglied und Architekt Fredi Kölliker. Der nächste Schritt wäre nun ein Vorprojekt, das dann als Grundlage für ein bewilligungsfähiges Bauprojekt mit verlässlicher Kostenangabe dienen könnte. Doch dafür wären rund 150'000 Franken notwendig; Geld, das die erst Anfang 2018 gegründete Genossenschaft nicht aufbringen kann. «Bundesgelder können wir erst für die Realisierung beantragen», erklärt Kölliker. Und für Darlehen könnten während der Planungsphase keine Sicherheiten geboten werden.

Kölliker sieht deshalb drei Möglichkeiten für die Realisierung: Sponsoren oder Stiftungen unterstützen das Projekt in der Anfangsphase, die zukünftigen Bewohner beteiligen sich namhaft an der Planungsphase. Oder ein Investor realisiert das Projekt und übergibt es danach an die Genossenschaft.