Herznach
Tag der offenen Tür im Röslihaus: ein faszinierender Blick in vergangene Zeiten

Wie die letzte Bewohnerin des Hauses gelebt haben mag, ist nur schwierig zu rekonstruieren. Ein paar Einblicke in die Vergangenheit wurden den Besuchern jedoch ermöglicht.

Ingrid Arndt
Drucken
Rösli Leimgruber ging sorgsam mit ihrem Haus um, pflegte auch den schönen, grünen Kachelofen und ruhte sich wohl jeweils auf seinem Ofenbänkli aus. (Bild: Ingrid Arnd)

Rösli Leimgruber ging sorgsam mit ihrem Haus um, pflegte auch den schönen, grünen Kachelofen und ruhte sich wohl jeweils auf seinem Ofenbänkli aus. (Bild: Ingrid Arnd)

Ingrid Arndt

Wie mag wohl die betagte Rösli Leimgruber – letzte Bewohnerin des nach ihr benannten alten Kleinbauernhauses am Lindenplatz in Herznach – die Lebensjahre bis zu ihrem Tod 1991 verbracht haben? Es waren für sie wohl eher beschwerliche Zeiten, ganz allein, bitterarm und ohne jeden Komfort. Eine Dame aus dem Dorf wusste, dass Rösli sich mit Handarbeiten und der Bewirtschaftung des Gartens ihr schmales Budget etwas aufbesserte.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Die Denkmalpflege Aargau zu Gast bei ...» hatten Cornelia und David Kläusler, seit 2011 Besitzer dieses 1850 erbauten Juragiebelhauses, am Samstag zum «Tag der offenen Tür» eingeladen. «Wir waren begeistert von diesem eingeschossigen, im ländlichen Biedermeierstil errichteten Kleinod», erinnerte sich David Kläusler. «Mit Spezialisten haben wir es sehr behutsam renoviert, allerdings war das Gebäude auch in einem bemerkenswert guten Zustand. Rösli Leimgruber ging sorgsam mit allen Dingen um, Neues anschaffen konnte sie sich kaum, so sind alle Gegenstände zwar uralt, aber tipptopp.»

Nur wenige Veränderungen an der Bausubstanz

Seit der Erbauung 1850 hat das Bauernhaus mit seiner prägnanten «gestelzten Bauweise» nur wenige Veränderungen erfahren, sehr viel ursprüngliche Bausubstanz ist noch vorhanden. Ziel der neuen Besitzer war und ist es, durch eine sanfte Renovation diesen ursprünglichen Zustand in seiner Gesamtheit original und stilgerecht wieder herzustellen.

Über eine steile Treppe geht es hoch zur Eingangstür und gleich geradeaus weiter in den Wohnraum. Faszinierend ist der herrlich grosse, sattgrüne Kachelofen mit Ofenbänkli. Auf dem Tisch liegt Röslis Brille, ihr Rosenkranz schmückt die Wand, einige Bücher und Zeitungen erzählen von vergangenen Tagen. Wertvoll der Riemenfussboden im Zimmer und Knietäfer.

Für die Körperwäsche am Morgen im Schlafzimmer musste eine blecherne Wasserschüssel mit Krug reichen, für die nächtliche Notdurft gab es einen entsprechenden Stuhl. Original auch in der Küche der eiserne Sparherd mit wenigen Kochutensilien. Über eine Holztreppe gelangt man auf den Dachboden mit einer weiteren Schlafkammer. Unter dem Wohnteil vom Hof aus zugänglich befinden sich Keller, Stall und Tenne. Wunderschön auch die helle, freundliche Fassade mit Tür- und Fensterwänden aus Kornbergstein.

Das Röslihaus ist ein wertvolles, bauliches Zeitdokument, 1850 von Andreas Leimgruber als Wohngebäude samt Scheune, Stallung und Keller errichtet und 2013 unter kantonalen Denkmalschutz gestellt. Familie Kläusler möchte das liebevoll hergerichtete Juragiebelhaus zukünftig für kulturelle Anlässe nutzen.